18 September 2011
Wandertag im Yosemite NP
23/09/11 19:29 Abgelegt in: California

Foto: Wanderung in der Bergwelt des Yosemite NP
Um 10 nach 6 Uhr stehen wir auf - heute haben wir wieder viel vor - und zwar zu Fuß. Mit dem Auto fahren wir nur das kurze Stück bis in den Yosemite NP (hin und zurück 45 km). Dort stellen wir unser Schätzchen auf dem großen Visitor-Parkplatz ab. Was wir heute nicht zu Fuß machen, erledigen wir mit einem der Hybrid-Shuttle-Busse.
Zunächst trollen wir - wie bewährt - zum Visitor Center, das aber erst in einer Stunde, nämlich um 9, öffnet. So schnappen wir uns eines dieser sehr informativen Heftchen, die man themenbezogen in allen Parks bekommt und machen uns auf eine einstündige Wanderung durch „Cook’s Meadow“. Wir der Name schon sagt handelt es sich um eine Wiesenlandschaft am Talgrund - die rechts und links steil aufragenden Felswände strahlen in der Morgensonne um die Wette. Diesen Trail hatten wir ohnehin auf unserem Zettel - mit dem Heftchen wird es aber auch inhaltlich richtig spannend. An 10 Stationen erfahren wir allerhand über den Wandel des Tals im Laufe der Zeit und die menschlichen Einflüsse, die zum Handeln zwingen. Daraus abgeleitet wird schließlich die Strategie zum Schutz des Nationalparks für nachfolgende Generationen. Unmittelbar nachdem die ersten Siedler die auch hier seit wahrscheinlich 8.000 Jahren beheimateten Indianer vertrieben hatten, wurde das Tal um die Jahrhundertwende (also vor gut Hundert Jahren) für den Tourismus erschlossen. Hierzu hatten wir gestern schon einiges beim Ranger-Walk erfahren. Die frühen Tourismuspioniere haben nämlich alles getan, die Bären zur Schau zu stellen. So gab es z.B. regelmäßige Show-Fütterungen, was sich nachhaltig rächte. Heute versucht man alles, den Bären klar zu machen, dass wir und unsere Kalorienbomben an Nahrung nichts mit ihrem natürlichen Lebenskreislauf zu tun haben. Das klappt hier offensichtlich immer besser; es gibt aber auch vielfältige sinnvolle Auflagen für den Umgang mit Lebensmitteln hier im Tal. Hierzu gerne mündlich mehr.
Wir schieben ein kurzes Telefonat mit Aurelia ein, denn die hat heute Geburtstag. Dann sind wir schon wieder am Visitor-Center und lassen uns eine schöne Wanderung empfehlen. Auf dem Weg dorthin machen wir noch bei einigen Ständen halt. Es ist die große Aufräumwoche im Tal, bevor der erste Schnee bald den hier (kaum sichtbaren) Müll zudeckt. Auch das Müllproblem haben sie hier sehr gut im Griff, was aber eine Nebenfolge des abgestimmten Bärenumgangs ist. Dennoch melden sich hunderte Freiwillige, die für einige Stunden beim Aufräumen helfen. Fast wären wir auch dabei gewesen. Wir spenden aber für die Kinder- und Jugendausbildung und bekommen dafür selbst gebackenes und Kaffee - Frühstück gerettet.
Nun starten wir auf den schweißtreibenden „Upper Yosemite Falls Trail“, der uns in gut 1,5 Stunden steilem Bergaufmarsch an den Fuß des oberen Wasserfalls bringt. Die Aussicht hier und unterwegs (s. Foto) ist atemberaubend - der Weg auch: sehr, sehr steil, sehr, sehr stufig, sehr, sehr dünne Luft, sehr, sehr wenige Leute, sehr, sehr schön ... Es ist ja nicht nur die schöne Ausicht, die hier reizt. Auch die Tierwelt ist so anders als bei uns. Es besteht ja immer die Möglichkeit, das ein Coyote, ein Bär, Wolf oder Mountain-Lion (Cougar, Puma, Panther) auftaucht. Letzteren hat man hier kürzlich gesichtet und nun weist ein ausführliches Informationsblatt am Trailhead darauf hin, wie man sich im Falle einer Begegnung verhalten soll. Haben wir fotografiert. Letzter Satz: wenn alle Bemühungen, ihn zu vertreiben, erfolglos sind und er tatsächlich angreifen sollte: „FIGHT BACK!“
Nach rund 3 Stunden sind wir ohne Löwenbegegnung wieder am Talgrund und kehren kurz in der Yosemite Lodge ein, um 2 kleine Fläschchen eisgekühlten Weißwein zu erstehen. Sehr, sehr lecker - das haben wir uns verdient und Auto fahren müssen wir ja zunächst nicht. Um uns herum springen die allgegenwärtigen Squirrels (Streifenhörnchen). Den „Lower Yosemite Falls Trail“ nehmen wir nun mal so mit; hier stapfen auch alle Teilnehmer von Kaffeefahrten herum, denn der ist recht flach und - wie ganz oft hier - auch für Rollstuhlfahrer etc. hergerichtet.
Es geht nun auf 15 Uhr und wir schauen kurz am Auto vorbei: Jacke abladen, brauchen wir nicht mehr, leere Wasserflaschen weg, volle wieder in den Rucksack. Und weiter geht es:
Ein Shuttle Bus bringt uns an den Talschluss; hier beginnt der Trail zum Mirror-Lake. Dass der „Spiegelsee“ seinem Namen gerecht wird, zeigen einige ausgewählte Fotos im Album.
Nach den vielen Erlebnissen und Eindrücken der letzten Wochen war das ein absolut würdiger Abschluss. Mit dem grünen ganrd Teton NP und Yellowstone NP fing alles an. Hier schließt sich nun der Kreis. Keines der atemberaubenden Örtchen unserer Reise wollen wir missen. Nun schauen wir gespannt auf eine weitere Weltstadt: San Francisco, wir kommen. Der Soundtrack für die Anfahrt aus den bekannten „San-Francisco- und California-Klassikern“ ist auch schon erstellt. Es kann losgehen.
Nun sind wir aber fix und alle, die Füße tun weh und nach gut 10 Stunden und rd. 20 gewanderten Kilometern, viele davon im steilen Gelände, sind wir wieder im Zimmer. Da wir morgen Abend unser Auto abgeben müssen (mir bricht es jetzt schon das Herz), nehmen wir so ziemlich alles mit aufs Zimmer, was wir in den letzten Wochen im Auto gehabt und z.T. auch gelagert haben. Spätestens morgen früh packen wir unsere Koffer so, dass wir morgen in SF schnell im Hotel einchecken können und dann noch den Resttag mit dem Auto in San Francisco herumdüsen können. Dann können wir es abends bei Alamo abgeben und ohne weiteres Gepäck in der City bleiben.
Unsere Beine sind vom Wandern so dermaßen dreckig, dass wir als erstes mal unter die Doppeldusche springen. Hatten wir bisher auch noch nie: Eine große Duschkabine mit 2 Duschen. Dann wandern die Reste der Pizza von gestern Abend in die Mikrowelle, Pizzataste (!) gedrückt - fertig. Schmeckt immer noch prima. Nun macht Gabi ein Spätnachmittagsschläfchen und ich mache das Tagebuch klar. Vielleicht geht es gleich nochmal in unser Zimmerjacuzzi, danach schläfst du wie ein Stein ...
Half Dome und El Capitain
22/09/11 22:00 Abgelegt in: California

Foto: Blick auf den „Half Dome“ im Yosemite NP
Heiner hat sich bei Skype angemeldet und ist online! Klasse. Gleich nach dem Aufstehen skypen wir zuerst mit Birgit und Johanna und dann lange mit Heiner, Margret und Christian. Das war richtig schön!
Wir tanken (zum letzten mal?) und fangen den obligatorischen Coffee to go ein. Dann geht es schon auf den Highway und knapp zwei Stunden später halten wir an einem kleinen See mit General Store namens Fish camp an. Dort beschaffen wir uns ein leckeres, frisches Sandwich und frühstücken quasi mit Blick auf den Eingang des Yosemite NP.
Gabi unterhält sich mit einem älteren amerikanischen Ehepaar (die wir später am Tunnel View nochmal wieder treffen). Die beiden schwärmen in höchsten Tönen vom Yosemite - na schauen wir mal. Die Entscheidung, ob wir uns nach dem gestrigen Supertag auch noch die Mariposa Grove ansehen, wird uns abgenommen. Die Rangerinnen bitten darum, den Shuttle-Bus zu nutzen - sehr viele Leute und Autos bei den Riesen-Sequoias. Da dieser Teil des Parkes hauptsächlich denen empfohlen wird, die den Sequoia NP nicht besuchen konnten, verzichten wir darauf. Es gibt hier nichts zu sehen, was wir gestern noch nicht hatten

Statt dessen fahren wir ganz gemütlich die kurvenreiche Strecke zum Glacier Point hinauf. Von hier und einigen Punkten auf der Strecke haben wir einen fantastischen Blick auf den Halfdome, jenen Berg, dessen eine Seite abgebrochen und verschwunden zu sein scheint. Wir laufen viel umher, essen Eis und lassen es uns gut gehen. Dann fahren wir hinunter ins Yosemite Village (Talgrund) und halten auf dem Weg noch am „Tunnel View“ an. Von hier sieht man zwei der schroffen Berge des Yosemite: Half Dome und El Capitain. Wer z.B. Jon Krakauers „In eisige Höhen“ gelesen hat, wird wissen, dass hier die weltweite Kletterelite die größten Herausforderungen findet und meistert. Atemberaubend, diese Abbrüche und steilen Flanken! Hier treffen wir auch das amerikanische Paar wieder. Wir plauschen und lachen. Als ich erfahre, dass die beiden aus San Francisco kommen löchere ich sie mit einigen Fragen zum Aufenthalt am Wochenende. Abschließend entschuldige ich mich dafür, dass ich die beiden so ausfrage, schließlich seien sie ja in Ferien. Seine Antwort ist umwerfend: „It doesn’t matter - we’re not on holidays - we live here!“ „Oh, very nice, I’ll never forgett this and write it in my diary: We live here - this bear over there is my neighbour ...“ Die beiden kriegen sich nicht mehr ein vor Lachen - ist ja auch eine Unverschämtheit, diese Traumlandschaft als seine Heimat zu bezeichnen ...

Um 3 Uhr gibt es am Lone Pine Campground einen Ranger-Walk zum Thema „Bears“. nach unserem Erlebnis des Vortages wollen wir uns das nicht entgehen lassen. Gute Entscheidung! 1 1/2 Stunden informiert iuns ein Ranger über alles, was man über Bären und den Umgang mit ihnen im Wandel der Zeit wissen muss. Dabei zeigt er uns ganz viele interessante Stellen und erklärt ausführlich, dass Bären derzeit kaum zu treffen sind. ich erzähle von unseren beiden Bärenbegegnungen des Vortages und der Neid aller Anwesenden ist uns gewiss

Unser Quartier für die nächsten beiden Nächte ist die Yosemite View Lodge, die wir schon von zu Hause aus vorgebucht haben. Sie ist die dem Park nächstgelegene Unterkunft (nach dem Rangervortrag hätten wir auch gegen Camping im Park mal nichts einzuwenden). Schlechte Nachricht: keine Infrastruktur ringsumher, deshalb WiFi nur gegen Bezahlung in der Lobby. Schade. Gute Nachricht: kostenloses Upgrade auf eine bessere Zimmerkategorie. Kings-Riesensuite mit kompletter Küchenzeile, großem Bad und: Riesenbadewanne mit Jacuzzi etc. im Schlafzimmer. Die werden wir nun benutzen, der Rotwein steht schon bereit, das Wasser ist eingelassen. Puh, die zwei mittleren amerikanischen Pizzen zum Abendessen waren definitiv zu viel, die sind sehr lecker, haben es aber in sich. Im Kühlschrank stehen die Reste für morgen. Gute Nacht!
Der Yosemite NP im Internet: http://www.nps.gov/yose/index.htm
Bären im Jurrasic Park
21/09/11 22:52 Abgelegt in: California

Foto: Der Wald mit den Riesenbäumen - Sequoia NP
Unser „Zusatztag“, außerhalb jeder Planung, beginnt sehr entspannt. Endlich funktioniert das WiFi und ich kann die Tagebucheinträge der letzten Tage hochladen sowie die gesamten Fotos verorten - gutes Gefühl, wieder „auf Stand“ zu sein.
Für unsere Verhältnisse recht spät, so gegen halb neun, reisen wir ab - Bakersfield war nur Durchgangsstation. Unser Ziel heißt heute: Sequoia NP. Der liegt rund 2 Autostunden entfernt nordöstlich von Bakersfield. Unser Eindruck von gestern bestätigt sich: Kalifornien ist hier stark landwirtschaftlich geprägt. Obstplantage allerorten, Kühe bis zum Horizont, oft aber auch in Reih und Glied aufgestallt. Am Parkeingang orientieren wir uns wieder zuerst Richtung Visitor Center. Gut so: wegen Bauarbeiten auf der zentralen Parkstrasse kann man einen ganzen Streckenabschnitt nur stündlich passieren. Die Rangerin rät uns, sofort loszufahren. Es sind noch 45 Minuten, bis wir an der Baustelle sind. In dieser Zeit müssen wir auf eine Höhe von über 2.000 m hinauffahren - Serpentinen, da sind wir wieder. So gelingt es uns, die Passage der Baustelle mit den anderen wartenden Autos um 12 Uhr zu absolvieren.
Kurze Zeit später tauchen am Straßenrand die ersten Riesenbäume auf. Wahre Giganten! Sie sind nicht ganz so hoch wie die Redwoods an der Westküste, dafür aber in der Kombination Durchmesser und Höhe (also vom Volumen her) die Weltmeister der Monsterbäume. Wir kommen uns vor wie im Jurrasic Park - mit staunenden Blicken und offenen Mündern bewundern wir diese unvorstellbar mächtigen Lebewesen. Bei den „Four Guardsmen“ mache ich die ersten Fotos; wenn Autos vorbeifahren, wird die Größe erst richtig deutlich. Dann fahren wir zum Museum, um uns nach weiterem zu erkundigen. Dort treffe ich einen Ranger, der mir von Bärensichtungen heute Vormittag am „Big Tree Trail“ berichtet. Klasse, der stand eh auf unserem Programm - so richtig glauben wollen wir es aber nicht, dass hier tatsächlich eine Chance auf Bärenbegegnungen besteht. Der Ranger bestätigt aber, das dies hier völlig normal sei. Im Radio habe man heute morgen vermeldet, dass eine Mutter mit zwei Jungen dabei sei, ein Wild zu verspeisen; falls wir das aus der Nähe mitkriegen würden, sei Vorsicht angezeigt. Aber hallo, das ist uns klar ...
Ihr glaubt es kaum: ich mache das erste Foto von so einem Monsterbaum am Bíg Tree Trail, da zappelt Gabi plötzlich wild und fuchtelt mit den Armen. Zeichen erkannt - ich soll kommen und zwar schnell, es ist was los. Richtig: ein Schwarzbär klettert wenige Meter weiter in einen Baum und kommt gleich wieder runter. Ich glaub es nicht, schieße aber schnell einige Fotos, zur „Sicherheit“ auf Automatik (wegen der schlechten Lichtverhältnisse im Unterholz und Sorge vor Bewegungsunschärfe). keine gute Idee, wie sich später herausstellt, denn ich habe lauter Fotos von superscharfen Zweigen mit etwas unscharfem Bären im Hintergrund. da ich so was nie ausschießen kann und „Nummer Sicher“ auch heißt, sich niemals ganz auf die Automatik zu verlassen, schalte ich nach einiger Zeit wieder auf das Normalprogramm um - super Idee. „Nach einiger zeit“ schreibe ich? Ja: es handelt sich um einen jungen Bären und der ist so damit beschäftigt, zu fressen, dass er mich links liegen lässt. Gut so. Wir sind fast 20 Minuten „zusammen“ und ich komme ihm bis auf 5 Meter nahe. Noch näher wäre noch schöner, aber wir sind ja gewarnt. Außerdem wissen wir nicht, wo Mama ist.
Wir setzten schließlich unseren Weg fort und machen einige andere Wanderer auf diese gute Chance, einen Schwarzbären nahe vor die Linse zu bekommen, aufmerksam. Wir selber staunen weiter über diesen Traumwald. Zwischen ganz „normal großen“ Bäumen ragen immer wieder diese unglaublich umfangreichen Sequoias auf. Diese wachsen nur in dieser Höhe über 2.000 m.
Anschließend fahren wir zunächst zum „Tunnel Log“, einem abgestorbenen, quer liegenden Baum, durch dessen Stamm man mit dem Auto fahren kann. Dann geht es zum „Moro Rock“, einem abgeschliffenen Berggipfel, den wir schon morgens vom Tal aus gesehen hatten. Schweißtreibende Sache: 400 Stufen geht es hoch bis zum ausgesetzten Gipfel mit super Fernsicht.
Nun steht der größte Baum der Welt auf dem Programm: 2.500 Jahre alt, Stammdurchmesser 11 m.
Auf dem Weg zum Parkplatz steigt Gabi plötzlich in die Eisen: der nächste Bär und diesmal ein großer! Er ist weit an einem Baum hinauf geklettert und hat sich etwas leckeres zu essen dort oben geholt. Unwahrscheinlich flink klettert er wieder hinab und beginnt zu schlemmen. Das ist doch einige Meter weit entfernt unten am Hang - uns ist dieser Sicherheitsabstand aber sehr recht.
Das besondere am „General Sherman Tree“: der Stammdurchmesser der Basis setzt sich lange nach oben fort. Damit hat er das größte Volumen (1.487 cbm, Gewicht: 1.286 Tonnen, Umfang 31 Meter). Wirklich sehr beeindruckend!
Wir wandern zurück zum Wagen und fragen das Navi mal, wie weit wird denn noch zu fahren haben bis Fresno, dem nächsten Etappenziel. Knapp 2 Stunden - das liegt vor allem daran, dass wir erst mal wieder kilometerweit Serpentinen hinunter fahren müssen. Ein Besuch des Kings Canyon NP mit weiteren Bäumen entfällt daher, obwohl er auf unserem Weg liegt. Wir haben aber genug gesehen - es war ein sehr erlebnisreicher Tag und um 18:10 Uhr sind wir am Motel, dem Travel Inn. Sehr günstig: 40 $ mit Rabattcoupon fürs riesige Zimmer.
Nach einer Pause und einer belebenden Dusche fahren wir mal drauflos - irgendwo muss es doch auch was zu essen geben; den McDonalds nebenan ignorieren wir einfach. Tatsächlich erreichen wir nach 3 km so etwas wie die Downtown mit einigen Restaurants. Wir entscheiden uns für den „The Million Elephant“ - passt zum Bärentag. Dort gibt es ausgezeichnete Thaiküche und gut gesättigt fahren wir zurück, um diesen schönen Tag zu beschließen. Heiner ist nun auch bei Skype - hofffentlich können wir bald mal videofonieren. Vater und Mutter sind schon wieder munter und wir quatschen eine halbe Stunde. Nun ist auch der Tagebucheintrag fertig, mal sehen, ob wir noch einige Fotos hochladen können.
Morgen geht es für 2 Tage in den Yosemite NP, dann schon nach San Francisco.
Der Sequoia NP im Internet: http://www.nps.gov/seki/index.htm
Durch das Tal des Todes ...
20/09/11 23:14 Abgelegt in: California | Nevada

Foto: Badwater Basin im Death Valley NP
Wir sind in Kalifornien angekommen! Heute Morgen ging es los; wir ließen Las Vegas hinter uns. Die Stadt hat uns anfangs total geschockt. Inzwischen haben wir aber verstanden, dass man sich auf diese völlig durchgeknallte, verrückte, aber auch fasziierende Stadt einlassen muss. Das geht sicher nicht in den ersten 5 Minuten - zumindest für uns nicht. Dennoch gibt es hier noch viel zu entdecken und wir werden bestimmt wieder kommen in diese irre Parallelgalaxie. Für uns ist klar, dass wir das riesige Angebot nur Häppchenweise genießen wollen - aber auch können. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit dir - und dann nehmen wir deinen Casinos bestimmt noch ein paar Dollar mehr ab

Über Pahrump - wo wir beim McDonalds-Frühstück mit Vater und Mutter skypen - kommen wir in den Death Valley NP. Es ist eine Fahrt nach unserem Geschmack: es geht auf und ab, lange Strecken geradeaus bis zum Horizont, dann wieder extrem kurvig rauf und runter - tendenziell aber zunächst herunter. Einen gute Gelegenheit, mal wieder das Album „Wish You Were Here“ von Pink Floyd zu hören. „Shine on you crazy diamond“ passt super zur Stimmung. Am Zabriskie Point gibt es erste tolle Aussichten. Überall wird davor gewarnt, die vielen Gefahren nicht zu unterschätzen - insbesondere die Hitze. Erstmals haben wir heute Morgen unsere Styroporbox mit viel Eis gefüllt - so bleibt unser Wasservorrat schön kühl.
Wir dringen noch tiefer ein, passieren die Meereshöhe und orientieren uns Richtung „Badwater Basin“. Dann erreichen wir den mit 833 Höhenmeter unter Normalnull tiefsten Punkt der USA. Ein ausgetrockneter Salzsee wartet hier auf aus. 110 Grad Fahrenheit (44 Grad C) sind kein Pappenstiel. Der Fußweg auf das Salz ist gut 15 Minuten lang - ebenso lang zurück. Wir schwitzen und spüren den Durst sehr intensiv - obwohl wir genügend Wasser dabei haben. Auf dem Rückweg fahren wir den „Artist Drive“ ab - eine wahnsinnige Achterbahnfahrt durch eine irre Wüstenlandschaft. Total genial! Gut, dass hier Einbahnstrasse ist.
Im Visitor Center neben der Oase „Furnace Creek Ranch“ machen wir kurz halt, dann geht es weiter Richtung Westen. Den Fußmarsch durch den „Golden Canyon“ sparen wir uns angesichts der Mittagshitze ebenso wie eine nähere Erkundung der Sanddünen bei Stonepipe Wells.
In endloser Fahrt geht es Richtung Westen wieder hinauf aus der Tiefe hoch auf den ersten Pass. Dann wieder hinunter in die Senke und nun in Richtung Süden durch das Tal. Schließlich fahren wir über einen weiteren Gebirgskamm und den Highway 58 nach Bakersfield. Hier hat sich die Landschaft komplett gewandelt: Landwirtschaft ist angesagt.
Wir finden ein Zimmer im Motel „Ramada Limited“ und ruhen uns aus. Leider gibt es wieder Probleme mit dem WiFi - da ist der Wurm drin.
Später fahren wir noch einkaufen im 24 Std. geöffneten „Food Max“, guter Laden. Nach einem kurzen Abendessen aus Tacos und Burritos schreibe ich lange diese Tagebucheinträge und werde nun auch schlaffen.
Morgen lockt unser „Zusatztag“ im Sequoia NP und Kings NP. Dort warten die größten (vermessenen) Bäume der Welt auf uns, das wird sicher sehr entspannt und schön
Gabi und Jürgen im Wunderland ..
19/09/11 23:53 Abgelegt in: Nevada

Foto: Am Strip in Las Vegas (das ist die 8-10spurige Strasse unten)
Gut geschlafen - trotz der kurzen Nacht. Alles nur ein Traum? Nein, gestern haben wir unsere ersten Vegas-Erfahrungen gemacht und wir haben gelernt: nur nicht anstecken lassen von dem Getümmel. Heute morgen haben wir etwas mehr Luft als sonst, außer dem Strip (sonst gibt es hier ja nix

Wir nehmen unseren Kaffee im Office des Motels, dort haben wir auch WiFi - auf dem Zimmer beklagen wir leider Totalausfall. So skypen wir auf dem iPhone vom Office aus mit Vater und Mutter, das ist mal was anderes. Dann geht es auch schon wieder los.
Schnell sind wir auf unserer „Ausgangsecke“ am MGM, wenden uns aber nun dem südlicheren Teil des Strip zu. Den Anfang macht das Excalibur, jenes Disneylandschloss mit Zinnen und Türmchen. Aber ist hier nicht alles Disneyland? Drinnen ist es wie nun schon mehrfach beobachtet:
Der durchschnittliche Mitteleuropäer kann sich wahrlich nicht vorstellen, von welcher Größe und Pracht ich bei jedem Hotel berichten müsste - wohl wissend, dass man das nicht beschreiben kann, sondern erlebt haben muss: so ein Hotelcasinorestaurantshoppingcenter ist eigentlich eine kleine Stadt für sich. Es ist nicht übertrieben, dass die großen Komplexe - wie z.B. das Venetien, Cesaers Palace o.ä. eines ist, größer erscheinen als z.B. der gesamte bebaute Potsdamer Platz in Berlin. Jeder dieser Komplexe beinhaltet die schon beschrieben riesigen Casinosäle, Shopping-Malls und Hoteleinrichtungen. Dazu gibt es meist eine Wedding-Chapel. Wir schauen uns die beiden des Excalibur an und lassen uns über die verschiedenen Packages aufklären. Dann orientieren wir uns ins benachbarte Luxor, das stilecht mit Pyramide, Sphinx, Tempel, Statuen und Obelisken daherkommt. Nicht kleckern, sondern klotzen, uns wundert nix mehr ...
Von dort nehmen wir die kostenlose Tram (Hochbahn) ins benachbarte Mandala Bay - ebenfalls ein riesiger Hotelkomplex mit allem, was hier so dazugehört. Dort laufen derzeit gleichzeitig (!) in verschiedenen Theatern 3 (!) Abendshows, u.a. der „Lion King“. Nur falls der falsche Eindruck entstehen sollte: ich rede hier nicht von irgendwelchen Touristenprogrammen a la Hotelbelustigung in Ägypten o.ä. sondern von ausgewachsenen Shows, Musicals, Konzerten etc. Allein die Anzahl der in Las Vegas allabendlich gebotenen Shows macht schwindelig. Cirque de Solei ist z.B. mit 4 oder 5 verschiedenen Hotels vertreten. Celine Dion hat gerade wieder für 3 Jahre verlängert, Elton John ist den ganzen Oktober hier, David Copperfield ist auch auf allen Leinwänden und am letzten Samstag hat es im MGM einen Weltmeisterboxkampf gegeben, der in aller Munde ist - während im gleichen Hotel gleichzeitig 2 andere Shows, das normale Abendprogramm in den Kneipen und Restaurants und natürlich der komplette Casino- und Hotelbetrieb lief.
Alle Hotels haben auch noch „ihre“ Besonderheiten. Im Mandala Bay gibt es z.B. das 1,6 Millionen Gallonen-Aquarium called „Shark Reef“ - der Eintritt ist uns aber zu hoch für heute morgen. Ebenso verzichten wir auf die hier angebotene Ausstellung von Exponaten der Titanic, die aus grausiger Tiefe und nassem Grab geborgen wurden.
Wir sind ziemlich entspannt, fahren mit der Tram zum Excalibur zurück, wechseln rüber zum New York, New York und schauen uns um: alles da: Freiheitsstatue, etwas verkleinert, Löschboot im Hafen, Brooklyn-Bridge, Empire-State-Building etc. Drinnen gibt es eine Coyote Ugly-Bar und Strassen und Gassen im Stile des „big apple“. Auch hier lassen wir uns einfach treiben - gut so! Hatte ich erwähnt, dass um das komplette New-York-Gebiet herum und auch durch die Halle hindurch eine wahnsinnige Achterbahn verkehrt? Hatte ich nicht? Ist aber so! Abschließend schauen wir noch im MGM Grand vorbei, das liegt ja ohnehin auf dem Weg zum Motel. Gabi verspielt ihren ersten Dollar, nur so aus Jux. Das Casino gefällt uns auch gut. Witzig ist gleich im Eingangsbereich ein großes Regenwaldcafe mit allerlei künstlichen Viechern, die hin und wieder mit viel Tamtam alle Gäste „erschrecken“. Die beiden Löwen sind aber echt, Gott sei Dank aber hinter Glas. Gegen einen entsprechenden Obolus kann mann hier auch die Löwenbabys streicheln und füttern. Sehr behutsam gemacht, nur 10 Personen max. pro Tag, dennoch typisch für hier ...
Das war doch schon viel netter als gestern Abend und nach einer Pause fahren wir mit unserem Auto nordwärts zum Valley Of Fire SP. Dieser Park stand unbedingt auf unserer Wunschliste und so erfüllen wir uns den Wunsch. Da er sich besonders im Abendrot gut macht, wollen wir um 16:30 Uhr da sein. Das klappt auch trotz Baustellenstau auf der I-15 in Vegas Zentrum. Auf der Fahrt reden wir mal wieder darüber, wie es morgen weiter geht. Es wäre eine Option, noch eine Nacht in Vegas zu verbringen - einfach um noch mehr zu sehen und zu erleben. Wir haben ja noch einen „Überhangtag“ zu verplanen. Andererseits könnten wir den auch in Kalifornien gestalten. Wir sind hin und her gerissen. Auf der Fahrt ins Valley of Fire hören wir wie immer schöne Musik vom iPhone und wir genießen wieder die Weite, den grenzenlosen Horizont, die Straßen, die in Buckeln wie eine Achterbahn auf und ab gehen und sich in weiten Windungen die Steigungen hinauf und die Berge hinab winden. Es ist ruhig und kein anderes Auto zu sehen. Als die zufällige Liedauswahl dann die „Old Shatterhand-Melodie“ präsentiert und in der Ferne die Berge im Abendrot leuchten ist die Entscheidung ganz leicht: wir werden den Abend noch in Vegas genießen und morgen weiter fahren.
Im Valley Of Fire ist das Visitor Center schon geschlossen und wir zahlen unsere 10 $ Fee per Briefumschlag. Eine super Achterbahnfahrt führt uns durch das Tal: Es geht gewohnt rauf und runter, du siehst den Himmel auf dich zukommen und erst dann, was hinter der Kuppe ist - meist eine herrliche, neue Aussicht. Dann gesellt sich zum auf und ab auch noch ein Kurvenerlebnis der besonderen Art; es ist wie immer toll, wir genießen. Hier lernen wir aber auch einen neues Verkehrszeichen kennen: ein Warnschild mit der Aufschrift „DIP“, immer verbunden mit einer extremen Tempobegrenzung (10-15 mi/h). Wir merken schnell, was ein „DIP“ ist: eine Bodenwelle in der Achterbahn, die man besser gaaaaanz langsam durchfährt, will man nicht mit der Frontpartie aufsetzen, sich den gesamten Kühler ramponieren oder gar überschlagen.
Unterbrochen von einigen Stops parken wir den Wagen vor dem „White Dome Trail“ und suchen den Zugang zur „Fire-Wave“. In der Hitze des Abends (!) stapfen wir durch roten Sand und über bizarre Felsen den Hang hinab. Augen auf: Klapperschlangen? Skorpione? Schwarze Witwen? Nein! Aber wieder eine atemberaubende Landschaft. An der Fire-Wave sind noch zwei Fotografen und in Ruhe machen wir unsere Bilder im Abendlicht. Das Tal trägt seinen Namen zu Recht: Das Autothermometer zeigte eben eine Außentemperatur vom 100 Grad*. Es ist richtig heiß und wir schwitzen trotz der trockenen Hitze. Die Abendsonne lässt die Felsen tatsächlich wie Feuer glühen - so etwas haben wir noch nicht gesehen.
Als wir uns hier satt gesehen haben, fahren wir noch zum Elephant-Rock, der aber schon nicht mehr “brennt“. Dafür glüht es im Umfeld und nach einigen weiteren Bildern fahren wir bei schönstem Sonnenuntergang die 55 mi zurück nach Las Vegas. Die Abendstimmung ist so schön, denn das Abendrot steht ewig lange hinter den klar umrissenen Bergen vor uns. Dann taucht plötzlich das Lichtermeer der Stadt vor uns auf - ein wirklich schöner Anblick, wenn man aus der Wüste kommt.
Wir duschen, ziehen uns um, gehen nebenan bei „Coco“ lecker essen (erstklassige Burger auf Porzellantellern) und entern dann wieder den Strip. Diesmal starten wir auf der anderen Straßenseite. Es ist Montag Abend und nicht so voll wie gestern. Dennoch müssen die ganzen Leute hier doch irgendwo herkommen! Haben die kein zuhause? Es ist echt richtig viel los und im Coyote Ugly tobt der Bär. Wir wollen aber weiter ins City Center und das haut uns wirklich um! Hier haben sich einige Designer austoben dürfen - bei Baukosten von mehreren Milliarden Dollar kein Problem, oder? Das gefällt uns richtig gut und wir können uns gar nicht satt sehen. Meine 50er Festbrennweite, die ich heute Abend mal anstelle des Zoom mitgenommen habe, macht sich bezahlt. Es lebe das lichtstarke Objektiv!
Am Bellagio schauen wir uns 2 Fontänen an - absolut sehenswert und ein echter musikalischer und optischer Genuss. Nun geht es zurück - schließlich wartet morgen eine lange Fahrt auf uns. Da wir Las Vegas aber nicht verlassen wollen, ohne gespielt zu haben, kehren wir noch im MGM Grand ein. Hier fühlen wir uns wohl. Wir spielen Roulette (für diese ganzen Daddeldinger sind wir zu doof) und das hat es in sich. 5 $ Mindesteinsatz, den man aber in kleinen Stückelungen auf dem Brett verteilen kann. Gabi setzt 5 Dollar auf Farben, gewinnt, gewinnt, verliert. In ihrem Glückskeks heute Mittag an der Chinabude war ihre Glückszahl die „2“. Sie setzt 2x je einen Dollar auf die 2 - nix. Schnell ist klar: die 5 $ sind weg. Sie setzt weiter 6 $ ein und gewinnt immer wieder mal. Ausgerechnet dann fällt die 2, als sie sie nicht belegt hat. Dennoch holt sie 30 $ Reingewinn vom Tisch - wir freuen uns und hatten eine nette halbe Stunde.
Im Minimarkt neben unserem Motel kaufen wir noch 2 „Gewinngetränke“, legen uns aufs Bett und genießen. Dann heißt es: Kräfte tanken für morgen. Gute Nacht!
* 100 Grad Fahrenheit = ca. 40 Grad C
Got our kick - on Route 66!

Foto: In Seligman auf der Route 66
Die Nacht war früh zu Ende und um kurz nach halb sieben sitzen wir schon im Auto. Losgehen kann es leider dennoch nicht so richtig, denn im Armaturenbrett leuchtet eine unbekannte Warnlampe. Ein Blick in die Bedienungsanleitung bestätigt den Verdacht: die automatische Reifendruckkontrolle meldet ein Problem. Gleich nebenan ist eine Tankstelle und schnell sind 4 Quarters in die Maschine gesteckt und es fließt Druckluft in den ersten Reifen. Aber halt - es ist keine Anzeige des Reifendrucks zu finden. Gabi düst zum Tankwart und kommt mit einem kleinen Prüfröhrchen zurück, dass den Druck anzeigt. 25 PSI (!?) sind drin - 40 müssen rein, also: pumpen - messen - pumpen - messen - ... und das bei allen 4 Reifen. Dann ist das Problem gelöst; wir fahren noch bei einer „Coffe to go drive throuh“-Dame vorbei, damit der Coffeingehalt in der Fahrerkabine auch stimmt.
Es geht westwärts und zwar zunächst mit berauschenden 75 mi/h auf der I-40, die dem Verlauf der ehemaligen Route 66 entspricht. Die verlassen wir aber bei Crookton, denn wir gönnen uns den kleinen Umweg auf der Weiterfahrt über ein erhaltenes Stück der „Historic Route 66“. Den Soundtrack dazu liefert Bruce Springsteen mit seinem Album „Born in the USA“. Es geht, wie so oft, geradeaus, die Sonne putzen. 2 Städtchen frönen ganz dem alten Geist: Seligman und das Nest Hackberry.
In Seligman schlendern wir ausgiebig umher und kaufen ein paar Souvenirs. Die Kamera klickt fleißig, denn das ist echt zu urig hier. Sie wird hin und wieder vom satten Geblubber der herantuckernden Harleys übertönt. Tolle Motive! Unser Frühstück nehmen wir stilecht und amerikanisch im „Roadkill Cafe“: „you kill it, we grill it“ ist das Motto dieses Ladens. Da wir aber keine überfahrenes Schwein oder Rind vorweisen können, kommt der Bacon aus dem Küchenvorrat und schmeckt klasse. Mit Kaffee satt im Körper und einer guten Kalorienbombe kann uns der Tag nun nichts mehr anhaben.
In Hackberry gibt es eigentlich nur einen General Store und wir wären glatt vorbei gefahren, wenn der Reiseführer den nicht als „Geheimtipp“ aufgeführt hätte. Hier hat der Besitzer alles an alten, verrosteten Karren herangeschafft, was zur „Mother of the Roads“ gehört. Er hat sich in einer alten Tankstelle mit noch älterer Werkstatt niedergelassen - das ist echt der Hammer hier. In Jahrzehnten hat sich allerlei angehäuft, was man nur als skurril bezeichnen kann. Klick, klick ...

Schon auf der Straße Richtung Norden und damit Las Vegas machen wir noch einen kleinen Abstecher: nach Chloride, einer halben Geisterstadt. Dort schauen wir uns auch auf dem historischen - aber aktuell noch genutzten - Wüstenfriedhof um. Puh - ganz anders; aber auch eine Erfahrung.
Vor Vegas überqueren wir die neue Colorado-Brücke und biegen zum Hoover Dam ab. Riesenstaudamm, eines der Vorzeigeprojekte der Amerikaner aus den 30ern - heute noch ein Monument. Sicherheitscheck, rein ins gigantische Parkhaus, noch ein Sicherheitscheck (wie am Flughafen), Eintritt bezahlen und schon sind wir in der Ausstellung und auf der Dammkrone. Spektakulär! Und: heiß!! Bisher war es ja schon immer lecker warm, bisweilen sogar recht heiß. Hier ist aber richtige „Ägypten-Hitze“ Puh, Wüstenklima pur. Daran werden wir uns erst mal wieder gewöhnen müssen.
40 Minuten später sind wir in Las Vegas. Die Fahrt war völlig unproblematisch und auch die Autobahn mit zwischenzeitlich 6 Spuren in eine Richtung macht Gabi keine Probleme. Beeindruckt überqueren wir den „Strip“, der uns heute Abend und Morgen noch ausgiebig kennen lernen soll (oder wir ihn?) - und da qualmt es vor uns gewaltig. Auf der 4-spurigen Straße hat sich ein Auto unmittelbar vor uns auf die Seite gelegt und dampft nun quer auf der Fahrbahn vor sich hin. Die Betonmauer am „Mittelstreifen“ der Tropicana Ave. ist zerbröselt - da muss er wohl hochgeschossen sein - es ging so schnell, dass man es kaum mitkriegte. Alle reagieren besonnen und halten an. Und da krabbelt auch schon der Fahrer Marke „Muskel-Rapper“ nach oben aus dem Seitenfenster. Sieht gut aus - zig Leute kümmern sich, wir fahren weiter und erreichen so unser America’s Best Value Inn.
Die freundliche Dame an der Rezeption plauscht gleich nett mit uns, gibt ein paar Tipps und schon sind wir im Zimmer. Unser Auto steht heute mit dem Kofferraum unter 1 m von der Zimmertür weg. Rekord.
Nun hat Gabi etwas geruht und geduscht. Vorher hat sie mich mit einer eisgekühlten Dose Budweiser versorgt, wohl weil ich „arbeite“

Es ist nicht weit zum „Las Vegas Boulevard“, wie der „Strip“ offiziell heißt. Die Tropicana Ave., an der unser America“s Best Value Inn liegt, mündet an der Stelle auf den Strip, an der sich die großen Casinos „MGM Grand“, „New York, New York“, „Excalibur“ und „Tropicana“ befinden. Wir liegen also ziemlich zentral und sind nach einigen Minuten im Getümmel - und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Alles hier ist falsch: viel zu viele Menschen, zu viel Lärm - vor allem die übereinanderliegende Geräuschkulisse macht uns zu schaffen, Hektik, grelles Leben, Party pur - aber ist das alles echt? Alle auf der Straße haben Getränke in der Hand. Die Männer meist eine Pulle oder Dose, die Damen vor allem bunte Riesengefäße aus Plastik, die der Form und Größe nach an eine türkische Wasserpfeife erinnern. Darinnen schlabbert eine quietschgrelle Flüssigkeit alkoholischer Art. Die etwas „feineren“ Ladys führen ein Glas Wein mit. Alle sprühen über vor Lebensfreude, sind „gut drauf“, haben Spaß, lassen sich von den überall herumhüpfenden Latinos Werbebildchen williger Damen zustecken, finden das offensichtlich normal und klasse und reden über-, unter- und durcheinander. Hier feiert sich die Wegwerfgesellschaft an den Rand des Wahnsinns und ist dabei, sich selber mit wegzuschmeissen. Ist es das, was diese Stadt ausmacht?
Obwohl man hier mit ess- und trinkbarem wahrlich tot geschmissen wird, drohen wir zu verhungern und zu verdursten. Das ist alles zu viel für unsere an Ruhe, traumhafte Landschaften und „echtes Leben“ gewohnten Sinne. Kulturschock total, optischer und akustischer Overkill, Systemüberlastung, Ausfall der Kühlaggregate, gänzliche Orientierungslosigkeit, „rien ne vas plus“, ich bin kein Star, holt mich trotzdem hier raus, Großstadtdschungelprüfung nicht bestanden?
Inzwischen sind wir am MGM, Hardrock Cafe, Planet Hollywood, und Paris, Paris vorbeigespült worden - in letzterem waren wir glaub ich sogar drin, Erinnerung habe ich keine wirkliche daran. Irgendwie gelangen wir an ein Stück Pizza (ganz lecker sogar) und eine Diet Coke - ein Wunder? Im Hintergrund spielt eine richtig gute Rockabillyband tierisch laut und gekonnt auf einer Riesenbühne quasi auf dem Bürgersteig für eine hüpfende, tanzende, singende und ausgelassene Masse Menschen. Echt coole Mucke - ein Lichtblick?
Irgendwie haben wir beide das Gefühl, dass wir hier in dieser Menge fehl am Platze sind und so erreichen wir das Venetian. Alles ist besser, als hier weiter rumzuschieben, also rein mit uns. Auch hier umgibt uns unüberschaubare Größe und Pracht - das hat aber wirklich Stil. Für die in allen Hotels deutlich angenehm spürbare Kühlung brachen die bestimmt je ein Extrakraftwerk, Mit offenem Mund nehmen wir den gigantischen Bau wahr. Wegen der zu überbrückenden Entfernungen bewegen wir uns auf Laufbändern fort, wie man sie z.B. vom Frankfurter Flughafen her kennt. Dass sich diese Bänder ganz geschmeidig auch im Halbbogen über Brücken hinauf und hinabwölben, wundert uns schon nicht mehr. Irgendwie entkommen wir dem Casino, in dem hunderte oder tausende Automaten, Daddelmaschinen, einarmige Banditen und unzählige „echte“ Roulett-, Black Jack- und Pokerspieltische von zumeist gelangweilt wirkenden (gelassenen?), manchmal aufgeregten Menschen traktiert werden.
Im Shoppingbereich sind alle Nobelmarken vertreten, nichts für unseren Geldbeutel. Das Ambiente hat aber was, von den Fresken und Deckengemälden mal zu schweigen. Alles ist sehr edel im venezianisch-italienischen Stil gestaltet. Schön! Da: eine Fotoausstellung! Überdimensionale und aufwändig gerahmte Fotos ziehen uns an: „unsere“ Nationalparks aus Utah und Arizona, die Antelope-Canyons, Grand Canyon, Bryce Canyon, Arches etc. Und was für Fotos! Mit diesem Peter Lik muss ich mich nochmal näher beschäftigen - sagenhaft! Hier sind wir plötzlich zu Hause. Um die Ecke haben wir das Gefühl, wieder „nach draussen“ zu kommen. Über einer netten Restaurant- und Ladenzeile wölbt sich ein dämmriger, weiter Himmel. Nun hatten Bärbel und Jürgen ja schon vorgewarnt: der Himmel ist gemalt, die Atmosphäre aber wirklich klasse. Nun sind wir auch an den Kanälen angekommen, auf denen Gondeln dahingleiten. Schmachtende Paare lassen sich von Gondolieres fahren, die mit Inbrunst italienische Schmonzetten singen - auch das hat was. Wir setzen uns an eine Bar, schauen auf das Treiben und es geht uns plötzlich viel besser. Die Getränke schmecken und wir schlendern durch Venedig - Las Vegas ist fast vergessen. Klar: auch das hier ist Teil des Spiels - aber wirklich gut gemacht und sehr beeindruckend.
Irgendwann reissen wir uns los, laufen weiter und kommen zum Wynn. Hier wollte ich eigentlich gerne rein, aber gegenüber ist Treasure Island. Ist das nicht die Sache mit der Seeschlacht? Klar: da liegen auch schon in Lebensgröße zwei „alte“ Segelschiffe in der Bucht vor dem Hotel. Und es kommt auch schon Leben in die Szenerie: auf dem einen Schiff tanzen und singen leicht bekleidete „Sirenen“ herum, das andere setzt sich in Bewegung und schafft das Piratenpack heran. Irgendwie kommt man zusammen, singt, tanzt miteinander und neckt sich mal hier, mal da. Aber so einfach ist es auch nicht, schließlich kämpft man ja auch miteinander. Und das nicht nur so mit Degen und Säbel, sondern auch mit Kanonen und Schießpulver. Schließlich sind wir hier in Amerika und wenn man um die Ecke mit einer AK 47 o.ä. nach Wunsch ballern kann wie bei uns in der Kirmesschießbude mit dem Luftgewehr ... Ich schweife ab, sorry. Es knallt und kracht jedenfalls und die Flammen schlagen mit einer Wucht hoch, dass es mir die spärlichen Bartstoppeln versengt. Irgendwann geht der Piratenkahn mit Mann und Maus im Nebelschwaden und Feuergefecht unter - nee is klar ...
Ich glaube, sie haben sich aber wieder vertragen und nach 25 oder 30 Minuten ist der Spuk vorbei. Nun ist Rückweg auf dieser Straßenseite angesagt, die Füße tun uns schon weh. Am Mirrage kommen wir vorbei wo einst Siegfried und Roy mit den weißen Tigern schäkerten. Hier in diesem beeindruckend großen Becken bricht also abends regelmäßig der Vulkan aus und spuckt seine glühende Lava in die Luft? Für heute ist schon Sendeschluss, wie auch am Bellagio, das für seine Wasserspiele und Fontänen berühmt ist. Dazwischen ist Cesaers Palace und ich bin sicher, dass wir rd. 1 km gelaufen sind, bevor wir die Front aus Forum, Palästen, Brunnen, Becken etc. abgelaufen haben. Auch wenn hier keine Vorführungen mehr stattfinden, ist die Menschenmenge nicht weniger geworden.
Irgendwie gelangen wir jedenfalls wieder Richtung MGM, der Eifelturm, der das Straßenbild bestimmt und „nur“ eine 50%ige Kopie des Originales ist, gibt uns Orientierung. Hundskaputt erreichen wir gegen 1 Uhr nachts Motel und Bett. Mein GPS-Tracker zeigt eine abendliche Laufstrecke von 11,66 km an - nicht inbegriffen sind die Wegstrecken in den Casinos, denn da zeichnet das Teil nicht mit. Die Nacht haben wir uns verdient. Bei Einschlafen wird uns beiden klar, das sich der Abend zum Guten gewendet hat. Die Zeit im Venetien hat uns „ankommen“ lassen. Gut so, weiter so?