Staudamm
Ein Tag in Page
15/09/11 03:28 Abgelegt in: Arizona

Foto: Horseshoe Bend
Der Wecker klingelt, weil wir einen Termin haben. Um eine winzige Chance auf zwei der heißbegehrten Karten für „the wave“ im Gebiet der Paria Butts zu erhalten, müssen wir pünktlich an der Ranger-Station in Utha sein, Das heißt 30 Meilen Fahrt hin und auch wieder zurück und zusätzlich gilt es, den Zeitunterschied zu berücksichtigen. Also rücken wir um 06:50 Uhr hier ab und sind schon 30 Minuten vor der Zeit an der Station. Gut! Was nicht gut zu sein scheint ist das Wetter. Düster sieht es aus. Im Gespräch mit anderen Wartenden erfahre ich näheres über das Unwetter gestern. Das scheint im gesamten Bereich des Grand Staircaise Escalante und darüber hinaus gewütet zu haben. Von einem enormen Sturm ist die Rede und auch im Monument Valley - wo wir ja gestern Mittag noch waren - hat es Eisregen gegeben.
Es sind insgesamt 48 Leute, die morgen zur Wave wollen und sich der Verlosung stellen. 10 dürfen nur hin. Jeder füllt einen Zettel für seine „Gruppe“ (max. 6) aus incl. Angaben zu Notfallkontakten etc. Die Tour ist nicht ganz ohne und geht 4 Meilen hin und 4 Meilen wieder zurück durch die unwegsame Steinwüste. Eine „Wegbeschreibung“ bekommen nur diejenigen, die Losgück haben. Pünktlich um 9 Uhr Utah-Zeit verliest eine Angestellte die Namen der Aspiranten und teilt jeder Gruppe eine Nummer zu. Die Oma der Station schmeisst tatsächlich mit wichtiger Mine je eine Holzkugel mit der Nummer in die Lostrommel. Wir haben die 12. Dann wird gedreht und gezogen. „A party of two“, die ersten beiden Karten sind weg. Die nächste Nummer - der einzige 6er, eine deutsche Gruppe - gewinnt und freut sich riesig. Bleiben nur noch 2 Karten und die gewinnen 3 andere, von denen einer sogar nicht mit darf, weil ja die Zahl 10 überschritten wurde. Strenge Sitten. Die 12 hat es nicht geschafft und das ist sehr ok so. Im Gespräch mit der Chefin hatte ich vorher bereits erfahren, dass die Bedingungen derzeit derart schlimm sind, dass ohne Jeep und 4-Rad-Antrieb gar nicht an einen Start zu denken wäre. Und ein zusätzliches Auto wollte ich für morgen nicht mieten. Hinzu kommt, dass überall Überspülungen und Steinstürze zu vermelden sind. Die Wege im Gebiet sind alle gesperrt und Gabi und ich waren uns vor der Ziehung einig, dass wir unseren Gewinn abgetreten hätten. Die Wave muss warten und wir machen hier nicht alles „um jeden Preis“ - das wird die Eltern freuen, die ich als Notfallkontakt angegeben hatte

Ein Erlebnis war es allemal und so fahren wir zurück Richtung Page - es regnet in Strömen. Unterwegs entdecken wir einen „Dinosaur Exhibit“ - eine Station, die sich mit Dinosaurierausgrabungen beschäftigt. Das Grand Staircase ist eine DER Fundstellen von Dinosaurierskeletten und -spuren überhaupt. Der ganze Südwesten ist wohl ein Eldorado für solche Dinge. Wir schauen uns also die Ausstellung an und lernen etwas über die alten Gesellen.
Dann beschließen wir, angesichts des immer noch dürftigen Wetters, erst mal ausgiebig zu frühstücken und das tun wir in einem Steakhaus amerikanisch. Damit ist auch klar, dass wir für den Rest des Tages bis abends nichts mehr nahrhaftes brauchen. An anderer Stele dazu später mal mehr ...
Nun hat es aufgehört zu regnen und wir fahren zum Glen Canyon Staudamm. Dort gibt es das Carl-Hayden-Visitor-Center und wir machen uns schlau, was den Bau und die Technik des monströsen Bauwerkes angeht. Wir treffen 2 ältere Deutsche und kommen ins Gespräch. Die beiden haben das Unwetter hier gestern hautnah mitbekommen. Am Antelope-Canyon, da wo wir gestern die Baustele hatten, hat der Hagel Bussen die Fensterscheiben zerschlagen. Ein Guide hat sich blaue Flecken geholt, weil er den Hagel auf die Arme bekommen hat. Die bedien haben gestern Mittag hier ein Quartier gesucht und erfolglos 20 (!) Motels abgeklappert. Sie berichten, dass Page völlig ausgebucht ist und Gäste nach Flagstaff (unser morgiges Ziel, 200 km entfernt) und Utah ausgewichen sind. Sie selbst haben nur noch auf einer Ranch außerhalb ein Zimmer gefunden und können nicht glauben, dass wir im ersten Motel erfolgreich waren. GLÜCK GEHABT!
Nun fahren wir erstmals zum Upper Antelope Canyon. Deswegen sind wir hauptsächlich hier. Der Lower Antelope Canyon, der auch auf unserer Wunschliste steht, ist schon seit 3 Tagen geschlossen, weil er komplett überspült ist. 1997 sind hier 11 Touristen ertrunken, seitdem ist man - berechtigter Weise - sehr vorsichtig. Die Gefahr heißt „Flash-Flood“: die Canyons sind so eng, dass sich die Wände berühren; sie sind oben geschlossen - wie eine Höhle quasi. Nun kann es passieren, dass 100 km weiter ein Regenguss niedergeht und das Wasser schießt mit vernichtender Wucht unerwartet in die Canyons. Sie haben nun so etwas wie ein Frühwarnsystem und im engeren Lower Canyon geht derzeit nichts. Auch der Upper Canyon ist geschlossen wegen der Auswirkungen von gestern. MIst. Dennoch bildet sich an der Hauptstrasse eine Autoschlange, weil Leute ihr Glück versuchen wollen und warten, ob doch noch was geht.
Wir lassen uns die gute laune nicht verderben und fahren zum nahen Antelope-Point. Das ist eine Marina am Lake Powell, völlig ungefährlich und bei der inzwischen brennenden Sonne ein tolles Ausflugsziel. Hier muss auch Entenhausen sein, denn wir treffen leibhaftig Donald und Dagobert Duck (wie wir sie nennen). Die Fotos gibt es in Kürze!
Auf dem Rückweg in die Stadt schauen wir nochmal beim Upper Canyon vorbei - immer noch geschlossen.
So fahren wir zum Horseshoe Bend, einem tollen Aussichtspunkt auf den Colorado River. Das ist mit einem 2,4 km Trail verbunden, gut, heiß, Wüste, Abgrund.
Wir cruisen noch etwas durch die Gegend und fahren wieder zum Upper Canyon: letzter Versuch für heute: offen, aber total überfüllt; nächster Gruppe wird für 16 Uhr zugelassen - zu spät, finden wir. Wir besprechen mit der Rangerin, dass wir es morgen früh um 8 Uhr noch einmal versuchen. Passen die Bedingungen dann immer noch nicht, reisen wir ab und die Canyons kommen auf die Liste für einen späteren USA-Besuch.
Nun gönnen wir uns erstmals eine Mittagspause und schlafen in unserem Motel den Schlaf der Gerechten. Jetzt sind die Fotos versorgt und das Tagebuch geschrieben. Wir gehen nun noch eine Runde raus und schreiben den Bericht gleich fertig.
Morgen fahren wir nach Flagstaff - unsere Basis für Freitag und Samstag, ein Motel habe ich gerade gebucht, scheint gut und günstig zu sein - war aber auch nicht ganz einfach - Wochenende! Von hier nehmen wir den Grand Canyon NP in Angriff und danach geht es schon Richtung Las Vegas ...
20:50 Uhr: wieder zurück im Zimmer. Einkaufen waren wir bei „Safeway“, einer offensichtlich größeren Supermarktkette. Regale voller Wein, sogar Spirituosen - wir sind in Arizona, Utah liegt hinter uns. Wir kaufen einige Knabbereien, die sich bei der Autofahrt gut machen (beliebt sind als „Trail-Mix“ bezeichnete unterschiedlichste Mischungen a la „Studentenfutter“ und Cracker mit verschiedenen Gewürzen - lecker). Außerdem greifen wir beim Wein zu - 2 Flaschen californischer Rotwein wechseln den Besitzer. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass es beim Wein neben dem regulären Preis auch einen „Club-Preis“ gibt. An der Kasse frage ich kurz nach der Mitgliedschaft - die Kassiererin packt gerade unsere Einkäufe in Tüten, greift nebenbei in eine Schublade, holt dort eine Clubkarte heraus, zieht sie über die Kasse und reicht sie mir mit freundlichem Lächeln. Kein Antrag, keine Unterschrift - ich bin stolzes Mitglied im „Safeway-Club“ und habe 37 % (fast 10 $) bei diesem Einkauf gespart - die Cracker gab’s nämlich auch zum Clubpreis

Nun waren wir noch in einer dieser ominösen Imbisse essen, es gab leckeres chinesisches Dinner mit Vorsuppe und sogar Wein für Gabi und Budweiser aus der Flasche für mich.
Das war ein sehr erholsamer Tag und man glaubt es kaum: wir haben uns nur um Page herum bewegt und nicht soo lange im Auto gesessen - dennoch sind wieder 228 km mehr auf der Uhr ....
Damit ihr eine Vorstellung davon habt, warum wir so auf die Wave und die Antelope-Canyons aus sind, gebe ich heute hier mal 2 Links des famosen Fotografen Stephan Synnatschke zum Besten; schaut euch mal dir Bilder dieses professionellen Fotografen an, dann wisst ihr, was wir meinen

The Wave: http://www.synnatschke.de/fotos/arizona/coyote-buttes-north/
Antelope Canyons: http://www.synnatschke.de/fotos/arizona/antelope-canyon/
Ist das nicht ein Traum, der jedes Fotografenherz höher schlagen lässt???
Im Land der Navajo-Indianer

Foto: Im Monument Valley Navajo Tribal Park
Nach dem frühmorgentlichen skypen mit Birgit, Johanna, Vater und Mutter verlassen wir Durango schon wieder. Es war schön hier - nun regnet es aber und es hält uns nichts mehr. Schnell noch ein kleiner Einkauf bei Albertsons, damit wir weiter Vitamine und Kaffee an Bord haben, dann starten wir in Richtung Mexican Hat.
Die Fahrt verläuft zunächst regnerisch, als wir Utah erreichen, hört es aber auf und wir können in Bluff noch einen kurzen Blick auf die „Twin Towers“ werfen. In der Nähe stehen zwei sehenswerte Autowracks, die ein paar MB auf der Speicherkarte Wert sind. Der Weg bisher verlief in tiefster Einsamkeit. Nebenstrecke - hier ist der Hund begraben. Naja, nicht ganz, eine tote Kuh und auch ein toter Hund liegen unbestattet am Straßenrand.
In Mexican Hat ist auch nichts los. Eigentlich hatten wir geplant, heute hier oder im nahen Kayenta zu übernachten. Heute Morgen im Hotel hatte ich aber die Wetterlage insgesamt und besonders in Page - unserem nächsten Ziel - gecheckt. Das führte uns während der Fahrt zu der Überlegung, schon heute bis Page zu fahren. Die Gründe: wir waren zeitig dran und das Wetter nicht das Beste. Wenn wir das Monument Valley in einigermaßen trockenem Zustand sehen, gibt es keinen weiteren Grund, zu verweilen. Außerdem war heute Morgen für Donnerstag in Page noch einigermaßen gutes Wetter angesagt, für Freitag und Samstag aber deutlich regnerischer - und das können wir für die Antelope Canyons gar nicht gebrauchen.
So machen wir es: kurz vor Mexican Hat werfen wir noch einen Blick auf den nahen „Gooseneck State Park“, der so heißt, weil sich der San Juan River wie ein Gänsehals in Schleifen durch den Canyon zieht. Schöner Blick, mal wieder ganz schön tief der Abgrund.
Die Anfahrt aufs Monument Valley ist ebenfalls traumhaft schön und es zeigt sich sogar blauer Himmel. Prima! Im Valley lassen wir uns Zeit, verzichten aber darauf, unversichert mit unserem Auto über die unbefestigte Straße im Tal herumzurumpeln und einen Unterbodenschaden zu riskieren. Die geführte Tour mit einem Navajo ist uns schlicht zu teuer, wir wollen den Indianern nix klauen, aber auch nicht das Tal abkaufen.
So gondeln wir gegen 14 Uhr Richtung Page. Einige Kilometer vor der Stadt sieht es schwarz aus und in der Ferne blitzt es. Dann geraten wir in einen wahren Wolkenbruch - Weltuntergang. Gott sei Dank nicht ganz, bald ist es wieder trocken. Als wir aber die Stadtgrenze passieren wollen, hindert uns eine „Baustelle“ - so dachten wir. Wir hatten ja schon viele Farben hier in Utah - aber so ein weiß?? Es hat gehagelt - und wie! Die Straße ist kurz hinter den Antelope Canyons z.T. mit Hagelschlamm überspült und Bulldozer räumen die Straße wieder frei. Puh - das haben wir knapp verpasst - gut so!
In Page mieten wir uns im America’s Best Value Inn für zunächst 2 Nächte ein. Heute sind wir schon wieder einen Tag im „Vorsprung“ - wer weiß, wofür das gut ist.
Das Zimmer ist sehr ok und als wir ausgeladen haben, gehen wir hinüber ins Visitor Center. Dort decken wir uns mit Material über Page ein und auch schon mit Infos über Arizona und Nevada. Mal sehen, vielleicht verbringen wir ja etwas mehr Zeit in Flagstaff - das ist eine gute Ausgangsbasis für den Grand Canyon und weitere Nationalparks. Wir hoffen, dass dort auch das Wetter sicherer ist.
Die Sonne zeigt sich wieder und so fahren wir einige Aussichtspunkte am Glen Canyon Damm an. Sehr imposant! Hier ist es eine Stunde früher - ab jetzt beträgt unser Zeitunterschied nach Deutschland 9 Stunden! Also: Uhr eine Stunde zurück - es wird damit früher dunkel. Die Zeit an den Aussichtspunkten auf den gigantischen Lake Powell und den Staudamm genießen wir sehr. Es ist ruhig hier und die Sonne macht ein ganz tolles Abendlicht.
Abschließend gehen wir noch etwas essen und schauen uns die Fotos des Tages an. Gabi schläft schon und ich schreibe Tagebuch und mache gleich noch ein Backup - es muss ja alles seine Ordnung haben.
Hoffentlich klappt das morgen mit den Antelope Canyons. Im Visitor Center machte man uns Hoffnung, dass es morgen früh noch geht - für mittags ist Regen möglich und dann müssen die Canyons - wie heute - evakuiert werden. Mehr dazu morgen! In der Früh wollen wir auch vorher noch die 30 Meilen zur Paria Butt in Utah fahren, um dort an der Verlosung für zwei der 10 heißbegehrten Tickets für „The Wave“ zu kommen - das wäre dann das Freitagsprogramm. Wenn’s nicht klappt, bleiben wir einfach noch einen Tag länger hier und versuchen es nochmal oder wir „gewinnen“ einen weiteren Tag - man darf gespannt sein. Gute Nacht!
Der Gooseneck State Park im Internet: http://www.utah.com/stateparks/goosenecks.htm
Das Monument Valley im Internet: http://www.utah.com/monumentvalley/
Page im Internet: http://www.cityofpage.org/