Bären im Jurrasic Park
21/09/11 22:52 Abgelegt in: California

Foto: Der Wald mit den Riesenbäumen - Sequoia NP
Unser „Zusatztag“, außerhalb jeder Planung, beginnt sehr entspannt. Endlich funktioniert das WiFi und ich kann die Tagebucheinträge der letzten Tage hochladen sowie die gesamten Fotos verorten - gutes Gefühl, wieder „auf Stand“ zu sein.
Für unsere Verhältnisse recht spät, so gegen halb neun, reisen wir ab - Bakersfield war nur Durchgangsstation. Unser Ziel heißt heute: Sequoia NP. Der liegt rund 2 Autostunden entfernt nordöstlich von Bakersfield. Unser Eindruck von gestern bestätigt sich: Kalifornien ist hier stark landwirtschaftlich geprägt. Obstplantage allerorten, Kühe bis zum Horizont, oft aber auch in Reih und Glied aufgestallt. Am Parkeingang orientieren wir uns wieder zuerst Richtung Visitor Center. Gut so: wegen Bauarbeiten auf der zentralen Parkstrasse kann man einen ganzen Streckenabschnitt nur stündlich passieren. Die Rangerin rät uns, sofort loszufahren. Es sind noch 45 Minuten, bis wir an der Baustelle sind. In dieser Zeit müssen wir auf eine Höhe von über 2.000 m hinauffahren - Serpentinen, da sind wir wieder. So gelingt es uns, die Passage der Baustelle mit den anderen wartenden Autos um 12 Uhr zu absolvieren.
Kurze Zeit später tauchen am Straßenrand die ersten Riesenbäume auf. Wahre Giganten! Sie sind nicht ganz so hoch wie die Redwoods an der Westküste, dafür aber in der Kombination Durchmesser und Höhe (also vom Volumen her) die Weltmeister der Monsterbäume. Wir kommen uns vor wie im Jurrasic Park - mit staunenden Blicken und offenen Mündern bewundern wir diese unvorstellbar mächtigen Lebewesen. Bei den „Four Guardsmen“ mache ich die ersten Fotos; wenn Autos vorbeifahren, wird die Größe erst richtig deutlich. Dann fahren wir zum Museum, um uns nach weiterem zu erkundigen. Dort treffe ich einen Ranger, der mir von Bärensichtungen heute Vormittag am „Big Tree Trail“ berichtet. Klasse, der stand eh auf unserem Programm - so richtig glauben wollen wir es aber nicht, dass hier tatsächlich eine Chance auf Bärenbegegnungen besteht. Der Ranger bestätigt aber, das dies hier völlig normal sei. Im Radio habe man heute morgen vermeldet, dass eine Mutter mit zwei Jungen dabei sei, ein Wild zu verspeisen; falls wir das aus der Nähe mitkriegen würden, sei Vorsicht angezeigt. Aber hallo, das ist uns klar ...
Ihr glaubt es kaum: ich mache das erste Foto von so einem Monsterbaum am Bíg Tree Trail, da zappelt Gabi plötzlich wild und fuchtelt mit den Armen. Zeichen erkannt - ich soll kommen und zwar schnell, es ist was los. Richtig: ein Schwarzbär klettert wenige Meter weiter in einen Baum und kommt gleich wieder runter. Ich glaub es nicht, schieße aber schnell einige Fotos, zur „Sicherheit“ auf Automatik (wegen der schlechten Lichtverhältnisse im Unterholz und Sorge vor Bewegungsunschärfe). keine gute Idee, wie sich später herausstellt, denn ich habe lauter Fotos von superscharfen Zweigen mit etwas unscharfem Bären im Hintergrund. da ich so was nie ausschießen kann und „Nummer Sicher“ auch heißt, sich niemals ganz auf die Automatik zu verlassen, schalte ich nach einiger Zeit wieder auf das Normalprogramm um - super Idee. „Nach einiger zeit“ schreibe ich? Ja: es handelt sich um einen jungen Bären und der ist so damit beschäftigt, zu fressen, dass er mich links liegen lässt. Gut so. Wir sind fast 20 Minuten „zusammen“ und ich komme ihm bis auf 5 Meter nahe. Noch näher wäre noch schöner, aber wir sind ja gewarnt. Außerdem wissen wir nicht, wo Mama ist.
Wir setzten schließlich unseren Weg fort und machen einige andere Wanderer auf diese gute Chance, einen Schwarzbären nahe vor die Linse zu bekommen, aufmerksam. Wir selber staunen weiter über diesen Traumwald. Zwischen ganz „normal großen“ Bäumen ragen immer wieder diese unglaublich umfangreichen Sequoias auf. Diese wachsen nur in dieser Höhe über 2.000 m.
Anschließend fahren wir zunächst zum „Tunnel Log“, einem abgestorbenen, quer liegenden Baum, durch dessen Stamm man mit dem Auto fahren kann. Dann geht es zum „Moro Rock“, einem abgeschliffenen Berggipfel, den wir schon morgens vom Tal aus gesehen hatten. Schweißtreibende Sache: 400 Stufen geht es hoch bis zum ausgesetzten Gipfel mit super Fernsicht.
Nun steht der größte Baum der Welt auf dem Programm: 2.500 Jahre alt, Stammdurchmesser 11 m.
Auf dem Weg zum Parkplatz steigt Gabi plötzlich in die Eisen: der nächste Bär und diesmal ein großer! Er ist weit an einem Baum hinauf geklettert und hat sich etwas leckeres zu essen dort oben geholt. Unwahrscheinlich flink klettert er wieder hinab und beginnt zu schlemmen. Das ist doch einige Meter weit entfernt unten am Hang - uns ist dieser Sicherheitsabstand aber sehr recht.
Das besondere am „General Sherman Tree“: der Stammdurchmesser der Basis setzt sich lange nach oben fort. Damit hat er das größte Volumen (1.487 cbm, Gewicht: 1.286 Tonnen, Umfang 31 Meter). Wirklich sehr beeindruckend!
Wir wandern zurück zum Wagen und fragen das Navi mal, wie weit wird denn noch zu fahren haben bis Fresno, dem nächsten Etappenziel. Knapp 2 Stunden - das liegt vor allem daran, dass wir erst mal wieder kilometerweit Serpentinen hinunter fahren müssen. Ein Besuch des Kings Canyon NP mit weiteren Bäumen entfällt daher, obwohl er auf unserem Weg liegt. Wir haben aber genug gesehen - es war ein sehr erlebnisreicher Tag und um 18:10 Uhr sind wir am Motel, dem Travel Inn. Sehr günstig: 40 $ mit Rabattcoupon fürs riesige Zimmer.
Nach einer Pause und einer belebenden Dusche fahren wir mal drauflos - irgendwo muss es doch auch was zu essen geben; den McDonalds nebenan ignorieren wir einfach. Tatsächlich erreichen wir nach 3 km so etwas wie die Downtown mit einigen Restaurants. Wir entscheiden uns für den „The Million Elephant“ - passt zum Bärentag. Dort gibt es ausgezeichnete Thaiküche und gut gesättigt fahren wir zurück, um diesen schönen Tag zu beschließen. Heiner ist nun auch bei Skype - hofffentlich können wir bald mal videofonieren. Vater und Mutter sind schon wieder munter und wir quatschen eine halbe Stunde. Nun ist auch der Tagebucheintrag fertig, mal sehen, ob wir noch einige Fotos hochladen können.
Morgen geht es für 2 Tage in den Yosemite NP, dann schon nach San Francisco.
Der Sequoia NP im Internet: http://www.nps.gov/seki/index.htm